PiD - Psychotherapie im Dialog 2003; 4(1): 25-31
DOI: 10.1055/s-2003-37597
Aus der Praxis

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Soziale Phobie und Familie

Peter  Joraschky, Katja  Petrowski
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Publication Date:
05 March 2003 (online)

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Abstract

Besonders bei der generalisierten sozialen Phobie findet sich eine enge Verbindung zwischen Selbstgefühl und Familienselbstwert. Diese Verknüpfung dürfte zu einem Teil durch die Schamvulnerabilität vermittelt werden, durch eine erhöhte Empfänglichkeit für stigmatisierende Prozesse nicht nur für das Selbstgefühl, sondern auch für Ausschließungsprozesse innerhalb der Familie und des Milieus. Zu diesen Prozessen gehören interpersonell vor allem Kränkungserlebnisse im sozialen Kontext, beginnend vom Kindergarten über die Demütigungen in der Schule, erschwerte Ablöseprozesse aufgrund familiärer Verstrickungen. Diese Verstrickungen werden von der Familien-Strukturtheorie vor allem durch Grenzenstörungen verursacht: Triangulierungen, Parentifizierungen, intrusive und triebstimulierende Interaktionen, Ausgrenzungen, aber auch systemische Faktoren wie harte Familiennormen, Familiengeheimnisse, Überanpassungen mit Verleugnung eigener Identitätsmerkmale der Familie schaffen für die Entwicklung Inkongruenzen, die die basale Selbstwertsicherheit belasten.

Literatur

Prof. Dr. Peter Joraschky
Dr. Katja Petrowski

Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Fetscherstr. 74

01307 Dresden